Sekundarschule Affeltrangen anno dazumal . . .

Zum Schmunzeln

Die Erinnerung verklärt vieles. So erscheinen ernste Schul-Ereignisse nach Jahrzehnten in einem ganz andern Licht. Sie bringen einen zum Schmunzeln. Drei Dokumente machen den Anfang in dieser neuen Rubrik: eine Schulreise, ein Inspektionsbericht und eine turbulente Vikariatszeit. 

Schulreise 1974

Die dreitägige Schulreise des Jahrgangs 1972 - 1975 führte in die Heimat des Schulreisebegleiters Christian Catrina, auf das Maiensäss Bavugls. Vom 24. bis 26. Juni verbrachten die Drittklässler zwei Nächte in einem Maiensäss hoch über Andeer. Christian Catrina hat einen ausführlichen und sehr poetischen Schulreisebericht geschrieben. Wenn man den Bericht liest, darf man einfach nicht vergessen, dass diese Schulreise vor fast 50 Jahren stattfand. Nostalgie pur!

Drei herrliche Tag mit der Sekundarschule Affeltrangen

Voller Erwartung sammelten sich die Schüler der 3. Sekundarklasse von Affeltrangen auf den Stationen Märwil, Tobel und Bettwiesen. Wie es auf dem Programm, zusammengestellt von Ueli Mattenberger, besonders vermerkt war, wollten sie für drei Tage dem Komfort den Rücken kehren und für einmal die Luft der Einfachheit schnuppern.

In Wil nahm die SBB die muntere Gesellschaft auf, um sie über Rorschach nach Chur zu verfrachten. Dort erwartete uns ein grosser Extrapost-Wagen. Indes hatte sich der Himmel wie zu Gruss und Empfang zu strahlender Bläue herausgeputzt. Dies gab natürlich, nach dem morgendlichen·Nieselregen im Thurgau der Stimmung mächtigen Auftrieb. Vorbei an Domat/Ems, Reichenau, Bonaduz und Rhäzüns ging die Fahrt dem lieblichen Domleschg entgegen. Gleichsam zum Willkomm und als Spur grauer Kriegs-und Fehdezeit thront auf verwegener Fels nase die Burgruine Unterjuvalta. Fast in Rufweite davon erhebt sich ihre Schwester, Oberjuvalta, mit noch intaktem Turm über dem Dörfchen Rothenbrunnen. Weiter oben steht in majestätischer Pracht das Schloss Ortenstein. Zu ihm gesellt sich in der Mitte des Tales Rietberg, das uns an Jürg Jenatsch, den Bündner Freiheitskämpfer, erinnert. Ob allem Betrachten taucht schon die Metropole Thusis auf. Die Ruine Hohenrhätien, hoch oben auf steilem Felsen, lässt ahnen, dass es hier nicht immer so friedlich zuging. Melodisch klingt das Dreiklanghorn gleich darauf in der Enge der Viamala. Ein kleiner Halt in der wilden Schlucht erweckt in den jungen Gemütern einen imposanten Eindruck. Die drei Brücken, wovon die älteste mit wohl primitivsten Mitteln erbaut, zwingt allen von uns Ehrfurcht und Bewunderung ab. Tief unten .hat sich der junge Rhein in jahrtausendelanger Wühl- und Schleifarbeit einen Weg gebahnt in die weite Ebene des Domleschg und weiter bis in die Unendlichkeit des Ozeans. Was aber auch Menschenhirn- und Menschenhand zustande bringen, zeigen uns nicht nur elegante Brücken, sondern auch schön angelegte Tunnels und Galerien. Wir lassen dieses erste Erlebnis hinter uns und sehen wie die Felsen mit jeder Minute mehr zurücktreten und das Schamsertal ins Blickfeld tritt. Am Fusse der «Platta granda» liegt das Dorf Zillis, gleich am südlichen Ausgang der Viamala. Bescheiden und doch das Bild beherrschend, steht die Martinskirche, unscheinbar ihr Kleid und doch einen berühmten Schatz bergend, die mit Bildern aus der Biblischen Geschichte bemalte Decke. Jenseits des Rheins zieht sich die neu erbaute Nationalstrasse als völkerverbindende Pulsader modernen Verkehrs durch die grünen Wiesen. Von hier an dehnt sich der Schamserberg mit den Dörfern Donath, Patzen, Fardün, Lohn, Mathon, Wergenstein und Casti aus, gekrönt vom noch schneebedeckten Piz Beverin. Von der Viamala her sind wir der alten Strasse gefolgt, die uns jetzt direkt ins Herz des schmucken Dorfes Andeer führt. Die schöne Bequemlichkeit ist nun zu Ende. Des Schusters Rappen kommen an die Reihe, denn es beginnt das Kernstück unserer Schulreise, der Aufstieg nach Pignia und Bavugls. Fröhlich und beschwingt nehmen wir den Weg zu den Bergen unter die Füsse. Vom Bauerndörfchen Pignia aus steigt dieser gemächlich vorerst durch einen Lärchenbestand, dann über den Bach in den dunklen Tannenwald hinein. Mit Tatendrang geladen, streben wir immer höher hinauf. Zwischen Granitblöcken, die in allen Grössen und Formen den Wald durchsetzen, fristen hier die Tannen stellenweise ein recht kümmerliches Dasein. Ihre Wurzeln klammern sich an das kleinste Bröcklein Erdreich. An den steilen · Felsen, wo noch nie eines Menschen Fuss hingekommen ist, stehen sie als trrotzige Beweise, dass man auch mit wenig gross werden kann. Da eine kurze Rast, dort ein kleines Picknick und unversehens gewahren wir, dass die Dächer von Pignia immer kleiner werden. Dabei begleitet uns, bald näher, bald ferner das Tosen des Bergbachs. Dann lichtet sich für eine Weile der Wald und das Maiensäss Selvanera (deutsch «schwarzer Wald») ist erreicht. Ein Blick nach oben zeigt uns eine Reihe braungebrannter Hütten und zugleich die Verheissung des nahenden Zieles. Ein halbes Stündchen noch, und Bavugls liegt, von derSonne beschienen, in seiner gamzen Schönheit vor uns.

Sonst ist es ja üblich, dass man nach dem Arrivée vom Hotelportier den Zimmerschlüssel in Empfang nimmt. Für unser aller Zimmer sind jedoch nicht mehr als fünf Schlüssel notwendig, dafür aber recht grosskalibrige. Nachdem jedes sein Gepäck hat, erfolgt die Quartierzuweisung. Begeistert nehmen die werten Gäste ihre «Villen» in Besitz. Die Küchenmannschaft ist schon vor der Reise bestimmt worden, sodass es nur noch zu kommandieren gilt: «Auf eure Plätze.» Etwas hilflos stehen die Köchinnen in der rauchgeschwärzten Küche und wissen nicht·recht wo, sie anfangen sollen. Beim Bau der Hütten müssen die Installateure wohl Ferien gehabt oder gestreikt haben, denn es ist weder ein Wasser-, noch ein Gashahn, noch ein Schalter zu entdecken. Bald prasselt aber doch ein munteres Feuerchen unter der Pfanne, die gefüllt ist mit frischem, klarem Wasser·aus der nahen Quelle. Das feudale Spaghettibankett dann auch dementsprechend gut. Inzwischen haben die wenigen, hier anwesenden Bauern ihre Herde von der Weide heimwärts getrieben. Nach ihrem einfachen Nachtmahl finden sie etwas Zeit zu einem Plauderstündchen. Die Schüler stimmen ein Lied an. Hell klingen die Melodien inden stillen Abend hinaus. Als Belohnung holt ein Bauer sein altes Alphorn hervor. Voller Ueberraschung lauschen wir den zarten Tönen, und der Applaus ist laut und herzlich. Mittlerweile wird es kühler. Längst ist das Abendrot über Gletscher und Firnen erloschen. Aus Tälern und Schluchten kriecht die Nacht herauf. Die Felsen der Magnacla, die treuen Wächter der Hütten und Herden, werden dunkler. Das leichte Gewölk über den Annarosahörnern verheisst für morgen gutes Wetter.

In einer Hütte findet die Fortsetzung des «Programms» statt. Kopf an Kopf stehen oder sitzen wir im engen Raum beisammen. Das muntere Lachen, Witzereissen und Schäkern lässt fast vergessen, dass es nun Zeit ist das Nacht lager .aufzusuchen. Während die Gedanken nochmals den heutigen Tag durchwandern, kommt langsam das Sandmännchen hereingeschlichen, indes uns der Bergbachwasserfall sein ewiges Wiegenlied rauscht.

Gerade mögen wir am Morgen aus den «Federn» kriechen, be vor die Sonne durch die Ritzen der Heuschober dringt. Ein herrlicher Anblick, der wolkenlose Himmel. Alle Bergspitzen in der Runde sind in gleissendes Licht getaucht. Der Fianellgletscher, zuhinterst im Surettatal leuchtet wie ein Spiegel. Die breite Brust des Tambo und die Spitze des Einshorns, noch recht winterlich gekleidet, flankieren den Weg zum Zapportgletscher und dem Rheinwaldhorn, dem Quellgebiet des Hinterrheins. Die Morgentoilette im eiskalten Wasser weckt die Lebensgeister wieder. Bald ist das Dörfchen erfüllt mit Lachen und Scherzen. Die Küchenequippe tritt in Aktion, denn die vielen Mäuler wollen alle gestopft und gekräftigt werden für die heutige Tour. Diese führt uns vorerst eine steile Serpentine hinauf. Schon nach kurzer Zeit öffnet sich der Blick in die Hochalp mit ihren Weiden und Triften, überhaucht mit vorfrühlingshaftem Grün.Durch die Wiesen, auf denen die ersten Enziane, Soldanellen, Trollblumen und Anemonen ihre Köpfchen im leisen Winde wiegen, erreichen wir mühelos die Alphütte. Noch ertönt hier kein Herdengeläute. In ca. zehn Tagen wird es aber soweit sein. Dann wird der Wanderer sich mit frischer Alpenmilch laben können und mit den braunen vierbeinigen Sommergästen Freundschaft schliessen. Die offenen Murmeltierhöhlen bezeugen, dass diese drolligen Tierchen auch bereits aus dem Winterschlaf erwacht sind. Ihr Pfiff ist noch etwas fadenscheinig. Bald aber wird er vielstimmiger und kräftiger. Wenn dann die Kätzchen mit der Mutter ihr neckisches Spiel treiben und den Pelz in der Sonne rösten, ist des Sommers Höhepunkt erreicht. Hallt dann im Herbst der erste Schuss aus des Jägers Stutzer in den Felsen, heisst es für die Mutter vorsichtig sein, sonst nimmt das traute Familienidyll ein jähes Ende.

Nachdem wir auf sonnigem Plätzchen die mitgebrachten Köstlichkeiten genossen haben, geht der Marsch über sanfte Bergwiesen zu einem neuen Aussichtspunkt. Auf Schritt und Tritt begleitet uns das Plätschern, Gurgeln und Raunen der vielen Bächlein, die sich hier zu Tale schlängeln. Fürwahr, ihr Wasser ist besser als die beste Limonade. Hie und da erinnern uns Spuren eines alten Weges an die mühselige Arbeit der Bergbauern. Das kurze Gras muss hier oben mit der Sense gemäht, und wenn es dürr ist, zusammengerecht werden. Dann wird es zu kleinen Ballen gebunden und auf einem Schlitten zum nächsten Ladeplatz, einem befahrbaren Weg, gezogen. Von dort wird es per Einachser oder Traktor ins Tal hinuntertransportiert. Eine Arbeit, die früher ausschliesslich mit Kühen, Ochsen oder Pferden ausgeführt wurde. Dabei mussten die Begleiter bei schönem Wetter täglich einen sechsstündigen Marsch zurücklegen. Trotz der Transporterleichterung und Verbesserung der Wegverhältnisse ist der Bergheuet noch mühsam genug, dafür aber auch eine schöne Zeit in frischer Bergluft.

In «Plagn Schimunet», dem letzten Rastplatz des heutigen Tages angekommen, ist jedes bestrebt, das beste Plätzchen zu ergattern. Die Aussicht reicht hier vom Calanda über das Ringelmassiv, Segnes, Sardona-Atlas bis zum Vorab. Weiter vom Piz Forbisch, Piz Fess, Piz Riein, Beverin, Annarosahörner, Zapport, Einshorn, Guggernüll, Tambohorn bis zum Suretta und Hirli. Der Rundgang des Blickes endet dann am Piz la Tschera und Piz Curver, welch letzterer einem Maler Giovanni Segantini zu vielen Bildern Modell gestanden hat. Die Dörfer am Schamserberg muten aus der Ferne wie hingestreute Zündholzschachteln an. Alles geht vorüber, auch diese schöne Episode findet ihren Abschluss mit dem leichten Marsch zurück nach Bavugls. Der Abend ist wiederum dem Zusammensein mit den Einheimischen gewidmet. Ihre Gastfreundlichkeit belohnen die Schüler mit vielen Liedern, darunter die «chara lingua della mamma» mit der Überreichung einer Ehrentafel. Ein alter Bauer sagte, diese Geste habe ihn mehr gefreut als das fürstlichste Trinkgeld. Sie haben mit Skepsis unserer Ankunft entgegengesehen. Jetzt aber lassen sie uns sehr ungerne wieder von dannen ziehen. Ein herzlicher Dank für die nette Gesellschaft und ein «buna notsch, dorma bain» begleitet uns in die Träume der letzten Nacht auf Bavugls. 

Mit Wehmut und doch mit Freude über die baldige Heimkehr im Herzen, bewegt sich am Morgen der buntfarbige Zug dem Tale zu. Als Andenken darf ein Sträusschen Alpenrosen nicht fehlen, die hier in reicher Fülle weithin leuchtende Teppiche bilden. Beim Abstieg erleben wir nochmals, zurückschauend, die ganze Pracht der Bergwelt und nehmen diesen letzten Eindruck als Wegzehrung und Erinnerung mit. In Andeer erwartet uns im «Weissen Kreuz» ein flottes Mittagessen. Eine kurze Weile bleibt noch, um die Gassen dieses alten Passdorfes zu betrachten, bis uns das gelbe Postauto zur Fahrt Richtung Süden aufnimmt. In leisem Nieselregen durchfahren wir das schmucke Rheinwald, wo uns wieder neue Eindrücke fesseln. Ein Lied löst das andere ab, während der Chauffeur alle Hände voll zu tun hat, den Koloss sicher um alle Kurven zu bringen. Vom Hospiz an geht es wieder hinunter, immer tiefer in das enge Tal der Moesa. Besonders faszinierend wirken die eleganten Strassenschleifen und die schlanken Bauwerke der Brücken bei Pian San Giacomo. In Grono grüssen schon die ersten Reben, seltsamer Kontrast zur Hochgebirgswelt, die wir eben verlassen haben. 
In Bellinzona besteigen wir den Gotthardzug. Die Unterhaltung und Geselligkeit nehmen ihren Fortgang. Mit jedem Spass, jedem Lied rückt das Ziel näher, bis dann in Wil der schöne Traum zu Ende geht und die Eltern ihre Kinder wieder gesund, wohlbehalten und um ein Erlebnis reicher in die Arme schliessen können.

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, habt tausend Dank für die drei herrlichen Tage, die ich mit euch verbringen durfte. Zur Erinnerung widme ich euch und eurem Lehrer Ueli Mattenberger diese bescheidenen Zeilen.
Christian Catrina, Buch bei Affeltrangen
erschienen in der «Thurgauer Volkszeitung», Samstag, 6. Juli 1974
Der Bericht erschien auch in romanischer Sprache in der «La Casa Paterna», 22. August 1974

Jahresbericht 1975/76

In den 1970er-Jahren mussten die Sekundarlehrer am Ende eines Schuljahres jeweils einen Jahresbericht zuhanden des Inspektorats schreiben. Als junger Lehrer machte man sich mit Stolz an diese Arbeit, um bei seinem Inspektor einen guten Eindruck zu schinden. Wenn dann auch noch der persönliche Inspektionsbericht dank einer «Schubladen-Lektion» gut herauskam, waren wir jungen Lehrer glücklich. Es war damals üblich, dass die Lehrer Musterlektionen in der «Schublade» bereit hielten, falls unverhofft der Inspektor auftauchte. Wir konnten dann diese Lektion aus der «Schublade» hervorzaubern, wenn man nicht so gut vorbereitet war. Und das kam hin und wieder vor! Mit fortgeschrittenerem Alter verschwand der Respekt vor den gestrengen Inspektoren.

Am Ende des Schuljahres 1975/76 (also vor rund 45 Jahren) schrieb ich folgenden Jahresbericht (notabene auf einer altehrwürdigen Schreibmaschine, der «Computer» war damals noch ein Fremdwort!) Er gab über den behandelten Stoff in den verschiedenen Fächern Auskunft und betraf die erste Klasse des Jahrgangs 1975 – 1978.

Deutsch 1. Klasse
Aufsatz
Aufsatzformen: Erzählung, Bericht, Beschreibung, Stellungnahme (Abhandlung)
Themen:
Ich stelle mich vor, Eine lustige Geschichte, Bildergeschichte, Da hatte ich Angst, Schluss einer Sage, Ein lustiger Streich, Werbung (Gruppenarbeit), Ein Film: 24 Bilder, Persönlicher Brief, Geschenke, Autoreportage, Modebericht, Beim Autostoppen, Eine Autofahrt, Schluss einer modernen Kurzgeschichte
Lektüre
Epische Grundformen: Märchen, Sage, Parabel, Fabel, Schwank, Erzählung, Kurzgeschichte, mit entsprechenden Beispielen aus «Welt im Wort»
Poesie: formale Grundlagen, Ballade: «Die Füsse im Feuer», «Der Ring des Polykrates», «Der Handschuh», «Der Römische Brunnen», lyrisches Gedicht, satirisches Gedicht: «Im Auto über Land»
Lebenskunde: Unter dem Thema «Geschichten mit einem Fragezeichen» Schulung des Gesprächs und der mündlichen Kommunikation
Grammatik
Die zehn Wortarten, Einblick in die Satzgliederlehre

Französisch 1. Klasse
Müller «Belle aventure», Lektionen 1 bis 24
Kurzurteil: ausgezeichnetes Lehrmittel mit sauberem, stufenadaequatem Aufbau

Musik in allen drei Klassen klassenspezifisch
Erste Klasse: Einführung in die Grundlagen der Musiktheorie, absolute und relative Notenbezeichnung, Notenwerte, Quintenzirkel Dur/Moll, Intervalle, Klangexperimente, Rhythmische Übungen
Zweite Klasse: Hörerziehung (Erziehnung zum bewussten Musikhören), Metrum – Takt – Rhythmus, Repetition Musiktheorie
Dritte Klasse: Geschichte der Popmusik, Auseinandersetzung mit der Unterhaltungsmusik, Werkbetrachtung (Camille Saint-Saens: Le carneval des animaux)

Musik alle drei Klassen
Erarbeitung eines Liederrepertoires mit Hauptgewicht auf Volksliedern aus aller Welt
Weihnachtskonzert 1975: Gemeinsame Einstudierung mit einem Erwachsenenchor
Einführung ins Orff’sche Instrumentarium

sig. Ueli Mattenberger
März 1976

(Bemerkung Ueli Mattenberger 2021, also 45 Jahre später: «Oh, die armen Schülerinnen und Schüler! Was die alles über sich ergehen lassen mussten!»)

Inspektionsbericht Schuljahr 1981/82

Einen lustigen Einblick in das Schuljahr 1981/82 gibt der Inspektionsbericht. Damals war es noch üblich, dass die Schulinspektoren die ihnen zugeteilten Sekundarschulen am Ende eines Schuljahres in einem kurzen Bericht beurteilten. Da dieser Bericht vor 40 Jahren geschrieben wurde, erlaube ich mir, ihn zu veröffentlichen, obwohl er damals nicht für die Öffentlichkeit gedacht war.

Sekundarschulinspektorat des Kantons Thurgau
Allgemelner lnspektionsberlcht über die Sekundarschule Affeltrangen Schuljahr 1981/82
Religion: Herren Pfarrer Johann Meuli und Pfarrer Alois Weizenegger
Inspektoren: Andreas Raas / Hansruedi Schweizer
Erteilte Freifächer: Englisch, Italienisch, Latein, Metallbearbeitung, Orchester, freiwilliger Chor

Die Sekundarschule Affeltrangen hat zur Zeit (1981/82) ideale Bestände in den 6 Abteilungen: 23, 22, 26, 22, 19, 19, total 131 Schüler. Die Schule liegt am Rande des Einzugsbereiches des Untergymnasiums Frauenfeld. Gelegentlich verliert dadurch die Schule einige gute Zugrösslein.

Die Lehrerschaft unterrichtete wiederum mit recht gutem Erfolg. Sie bemüht sich auch den pädagogischen Auftrag als Erzieher zu erfüllen. Gelegentlich wünschte man sich in einigen Fächern eine stufengerechtere Auswahl und anregendere Behandlung der Unterrichtsstoffe. Auf mannigfachen Wegen muss man versuchen, die Schüler zur Mitarbeit zu motivieren. Mit dem Einsatz von verschiedensten Apparaten hat der Lehrer bedeutend mehr methodische Möglichkeiten als früher. Ich bezweifle zwar, ob Prokischreiber und Vervielfältigungen immer das beste Mittel sind, um Lehrinhalt anschaulich darzustellen.

Im musischen Bereich wird Beachtliches geboten. Das Schulorchester glänzte in der Examenlektion bei der Darbietung von G.F. Händels Lebenswerk. Sorgfältig intonierende Trompetenspieler vereinigten sich mit einem Chor von Flötenspielern zu einem erstaunlich einheitlichen Klang. In einem freiwilligen Chor wird das Kulturgut des Gesanges gepflegt. Das Volkslied ist durch den Konsum von den zahlreich angebotenen Tonkonserven in den Hintergrund gedrängt worden. Man freut sich, dass in Affeltrangen tüchtige Gesanglehrer am Werk sind. Für eine allfällige Einführung des Werkunterrichtes auf der Oberstufe im Zusammenhang mit der gleichwertigen Ausbildung für Knaben und Mädchen leistet die Sekundarschule Affeltrangen bereits Vorarbeit. 18 Knaben und ein Mädchen beteiligten sich in Kursen für Metallbearbeitung. Es wäre wünschbar, dass man sich über den Ausbau des Werkunterrichtes für alle 3 Klassen Gedanken macht: Was kann noch angeboten werden? Wer ist bereit, Werkunterricht zu erteilen?

Die Berufswahlvorbereitung nimmt an der Schule den von Eltern gewünschten Stellenwert ein. 36 Schüler machten mit Schnupperlehren von der gebotenen Berufswahlvorbereitung Gebrauch. Zwei Schülerinnen wurde ausnahmsweise eine Schnupperlehre während der Schulzeit bewilligt.
Mit Dr. A. Schär hat die Schule einen neuen Präsidenten erhalten. Er hat in.seinem ersten Amtsjahr gezeigt, dass er gewillt ist, mit Umsicht und Einsatz die Schule zu führen. Ich danke ihm, der Behörde und der Lehrerschaft für die in diesem Jahr geleistete Arbeit.

8595 Altnau, den 28. Juli 1982
Sig. HR. Schweizer

Geht an:
Chef des Erziehungsdepartementes
Sekundarschulvorsteherschaft Affeltrangen
z.K. an:
Lehrerschaft der Sekundarschule Affeltrangen
A. Raas, Sekundarschulinspektor, Wängi

EIne Stellvertreterin beschwert sich über das Verhalten der Schüler

Ich absolvierte im Herbst 1983 den dreiwöchigen militärischen Wiederholungskurs. Eine unerfahrene Vikarin übernahm  während meiner Abwesenheit meine Lektionen. Im Anschluss an ihr Vikariat beschwerte sie sich über das freche Verhalten der Schülerinnen und Schüler, die ich dann nach meiner Rückkehr zur Rede stellte. Sie gaben mir folgende schriftliche Erklärungen zu ihrem Verhalten. Sie enthalten - auch jetzt noch nach 40 Jahren - wertvollere pädagogische Grundsätze als manches gescheite Lehrbuch für angehende Lehrerinnen und Lehrer! Diese Schülerinnen und Schüler besuchten von 1981 bis 1984 die Sekundarschule Affeltrangen.

Schüleraussagen der Klasse 3a im Herbst 1983 nach einer turbulenten Stellvertreterzeit

Dass wir uns in der letzten Geschichtsstunde wie eine Horde Kleinkinder benommen haben, ist uns sicher allen klar. Dass wir dafür allein schuldig sind, stimmt nicht. Am Anfang hat sie (die Stellvertreterin) über unsere dummen Sprüche lauthals mitgelacht, anstatt für Ordnung zu sorgen. Wenn sie von der ersten Stunde an härter durchgegriffen hätte, wäre es sicher nicht so weit gekommen.

Es fing schon in der ersten von diesen vier Stunden an. Wenn wir blöde Bemerkungen machten, hat sie gelacht und uns damit zur Unordnung provoziert.

Den grössten Fehler machte sie, als sie «Köbi» (Erich Jakob) die Strafe erliess. Sie drohte auch immer wieder, sie werde es dem Klassenlehrer melden, tat es dann aber doch nicht. Wir glaubten es ihr deshalb nicht mehr.
Zur Strafe sollte er sich (Erich Jakob) beim Abwart melden, doch er konnte sich herausreden, und die Lehrerin gab nach. Da wurde manchem klar, dass Fräulein (Name gestrichen) keine starke Hand hat, und so begann es. Einige Schüler wollten sich wieder einmal so richtig austoben, was sie bei Herrn Matthey nicht tun konnten.
Die Strafe, die über Erich Jakob verhängt wurde, reduzierte Fräulein (Name gestrichen) nach erfolgreichem Reklamieren. Das war für uns ein Erfolg; damit hatten wir die Initiative ergriffen.

Nach einer kleinen Prüfung, die Fragen enthielt, die wir kaum beantworten konnten, begannen wir zu protestieren.
Wie bei jeder Aushilfe wollten wir auch bei Fräulein (Name gestrichen) wissen, wie sie mit uns zurechtkomme. Schon in der ersten Stunde merkten wir, dass wir uns einiges erlauben konnten. Während sie uns von Russland erzählte, führten die meisten von uns Privatgespräche. In den folgenden Stunden wurde der Lärm immer grösser. Auch als sie immer wieder laut «Ruhe!» schrie, nützte das schon nichts mehr.

Wenn sich eine Klasse bei einem Lehrer unmöglich benimmt, so liegt der Fehler darin, dass sich der Lehrer keinen Respekt verschaffen kann. Damit artet das Verhalten der Schüler auch immer mehr aus.

Fräulein (Name gestrichen) drückte immer ein Auge, oder eben auch beide, zu. Und bei der Klasse hiess es dann: Wer einmal Gold in seinen Fingern hält, lässt es nicht mehr los.

Mit einem Lehrer sollte man eine auf Distanz beruhende Freundschaft haben, dann gäbe es keine solchen Stunden.
Sie hätte von Anfang an strenger sein müssen. Wenn jemand etwas Komisches, Unpassendes sagte und wir dann kicherten, so lachte sie auch mit. So meinten einige, sie müssten weiter solche Spässe treiben.

Vielleicht wäre es am besten, wenn sich jeder Schüler einmal in die Lage von Fräulein (Name gestrichen) versetzen würde. Was würde man da tun? Ein paar saftige Ohrfeigen wären da wohl das beste! «Einfach» eine Strafe - ich weiss nicht. Vielleicht ist es bei der nächsten Aushilfe wieder gleich.

Vielleicht hätte es etwas genützt, wenn sie zuerst mit uns darüber gesprochen hätte, dann hätten wir uns dafür entschuldigen können. Ich finde es nicht gerecht, dass sie Ihnen (Anmerkung: Klassenlehrer Ueli Mattenberger) alles erzählt hat. Unter diesen Umständen werde ich mich bei ihr nicht entschuldigen!!!

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